Kolik beim Pferd – Ratgeber mit 9 Sofortmaßnahmen und 8 Tipps zur Vorbeugung

Kolik! Eine der häufigsten und gefürchtetsten “Krankheiten” des Pferdes ist die Kolik. Dabei ist Kolik beim Pferd für sich genommen keine Krankheit sondern steht für einen Sammelbegriff für Schmerzen bzw. Funktionsstörungen im Margen/Darm-Trakt, landläufig auch Bauchschmerzen genannt. Koliken können aber auch durch Schmerzen und Erkrankungen der inneren Organe wie Leber, Galle und Niere ausgelöst werden. Du solltest wissen, wie Du Anzeichen einer Kolik beim Pferd erkennen kannst und welche Maßnahmen dann erforderlich sind. Die genaue Diagnose sollte jedoch durch einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker erfolgen.

Jedes Pferd hat wohl im Laufe des Lebens eine Kolik, welche meist mit Hilfe von sanften Methoden und Mittel wieder geheilt werden kann. Einige Pferde neigen auch zu Koliken. Eine Kolik kann aber auch eine lebensbedrohlichen Verlauf haben. Unterbleibt die Behandlung der Kolik, kann diese in kürzester Zeit zu Kreislaufversagen und in Folge dessen zum Tod des Pferdes führen!

Die Kolik ist die Nummer 1 der Todesursachen des Pferdes und somit immer ein Notfall.

In diesem Artikel erfährst Du, wie Du eine Kolik bei Deinem Pferd erkennen und wie Du vorbeugen kannst. Weiterhin kannst Du lesen, wie eine Kolik behandelt wird. 

 

Die Neigung von Pferden zu Koliken sind unter anderem in der Anatomie zu erklären. Du weißt bestimmt, dass ein Pferd sich nicht übergeben kann. Infolge dessen, kann bspw. der Magen durch schnelle Nahrungsaufnahme überlastet werden. Anderseits ist der Darm beim Pferd sehr beweglich und es kann dadurch bedingt bspw.einfacher zu Darmverschlingungen kommen. Das liegt an der Aufhängung des Darms an langen Bändern, dem Gekröse (Mesenterium und Mesocolon).

Wie kannst Du eine Kolik bei Deinem Pferd erkennen? – Die Symptome

Die folgenden Symptome kannst Du, musst Du aber nicht bei einer Kolik beobachten:

Typische Bewegungabläufe:

  • Hinlegen, auf den Rücken drehen
  • Setzen auf die Hinterbeine (Hinweis auf Magenüberladung)
  • Wälzen
  • Ruhiges Stehen mit nach vorn gestreckten Kopf bzw. vermehrte Bewegung
  • Kopf wird vermehrt zum Bauch gedreht, Schlagen unter den Bauch

Weitere äußerlich sichtbare Symptome:

  • Schwitzen
  • Flehmen
  • Aufgerissene Augen
  • Verweigerung von Futter und Wasser

Sonstige mögliche Indikatoren für das Vorliegen einer Kolik:

  • Erhöhter Puls (Sthethoskop)
  • Atmung erfolgt stoßweise bzw. schnelle, flache Atmung
  • trockene Mundschleimhaut
  • Verkrampfte Muskulatur im Bauchraum
  • extreme Darmgeräusche bzw. fehlende Darmgeräusche (Sthethoskop)
  • Kreislaufversagen

Du siehst, Du solltest in jedem Falle ein Stethoskop Dein Eigen nennen bzw. am Stall wissen, wo Du immer eines greifbar hast.

Wie weiter oben bereits erwähnt: Eine Kolik ist sehr ernst zunehmen. Zur genauen Diagnose ziehe einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker hinzu.

Welche Formen von Koliken/Ursachen für Koliken beim Pferd gibt es?

Wie Du im Folgenden lesen kannst, gibt es viele unterschiedliche Koliken beim Pferd und somit auch Ursachen.Wie bereits oben erwähnt: Kolik stellt einen Sammelbegriff dar.

  • Darmverschluss – Ileus
  • Einklemmen des Darms (Hernie) und Verlagerung des Darms
  • Darmeinschiebung (Invagination, Einstülpen von Darmteilen ineinander)
  • Magenüberladung
  • Verstopfung (Obstipation)
  • Blähungen (Meteorismus)
  • Krampfkolik (Spastische Kolik)

Mögliche Auslöser für die eine Pferdekolik sind:

  • Bauchfellentzündung (Peritonitis)
  • Stress
  • Wetterbedingte Koliken
  • Parasitenbefall
  • Infektionserkrankung
  • Wasser- und Futtermangel
  • Weitere Erkrankungen der Organe (Leber, Galle, Haut, etc.)

Wie kannst Du eine Kolik bei Deinem Pferd vermeiden? – Ursachenforschung und Vorbeugung

Zunächst einmal sei gesagt: Wir können nicht jede Kolik vermeiden, bei wetterbedingten Koliken können wir ja leider nicht das Wetter ändern. 🙂 Wir können aber die Anzahl der Kolikfälle drastisch durch ganz einfache Maßnahmen reduzieren.

1. Trinkt Dein Pferd ausreichend?

Das kannst Du ganz einfach anhand eines Wassereimers messen. Wenn Du eine Selbsttränke im Stall hast, deren Funktion Du täglich überprüfen sollst, stell diese ab und hänge hin und wieder einen Wassereimer in die Box.

2. Ist das Futter im Trog okay?

Achte darauf dass keine quellenden Futtermittel (bspw. Rübenschnitzel) ohne vorher in Wasser aufgeweicht zu sein, verfüttert werden. Achte ferner darauf, dass keine quellenden Futtermittel am Stall offen stehen. Wichtig ist auch die regelmäßige Fütterung bei Boxenhaltung mindestens zweimal täglich.

3. Ist das Rauhfutter von guter Qualität?

Verschimmeltes Rauhfutter kann Auslöser für Koliken sein. Ferner ist Silage bzw. Heulage kein geeignetes Rauhfutter, da es häufig mit Schimmelsporen versetzt ist. Hintergrund ist der erhöhte Restzuckergehalt der zu einem Verderben der Heulage bzw. Silage durch unzureichende Vergärung führt. Die Nacherwärmung führt dann zum Futterverderb.
Pferden sollte immer ausreichend Rauhfutter zur Verfügung stehen. Zur Erschwerung der Aufnahme stehen Heunetze mit engeren Maschen zur Verfügung.
Hier kann ich folgendes Netz empfehlen:
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4. Frisst Dein Pferd Sand oder Erde?

Beobachte Dein Pferd im Paddock oder auf der Weide. Sandfressen ist ein häufiger Kolikgrund. Pferde fressen in der Regel Sand, Erde aber auch Kot bei Mineralmangel. Lass von Deinem Tierarzt / Tierheilpraktiker ein Blutbild erstellen um den Grund des Mineralmangels zu identifizieren.

5. Hat Dein Pferd Würmer?

Führe regelmäßig Wurmkuren durch. Generell sollten Wurmkuren mindestens zweimal im Jahr erfolgen. Neben den klassischen Wurmkuren des Tierarztes hat auch der Tierheilpraktiker naturheilkundliche Möglichkeiten zur “Entwurmung”. Gib regelmäßig Kotproben zur Analyse ab.

6. Ist das Immunsystem Deines Pferdes intakt?

Auch hier hilft das Blutbild schon vorbeugend Defizite im Immunsystem aber auch organische Erkrankungen zu erkennen.

7. Sind die Zähne Deines Pferde kontrolliert?

Eine Zahnkontrolle beim Pferd ist zweimal pro Jahr Pflicht. Du gehst ja hoffentlich auch regelmäßig zum Zahnarzt. 😉 Haken und Kappen können die Futteraufnahme für das Pferd zur Qual machen. Futter wird nur wenig zerkaut und weitestgehend unverdaut abgeschluckt. Ein weiterer Grund für Koliken. Die Verdauung des Futters beginnt im Maul und nicht erst im Magen.

8. Hat Dein Pferd Stress?

Neben langen Hängerfahrten zu Reitturnieren kann auch der Reiter, das tägliche Leben in der Herde bzw. die Lage der Box in der Dein Pferd steht Stress evozieren. Selbst feucht, kalte Untergründe können nicht nur eine Strahlfäule oder Mauke sondern auch eine Kolik beim Pferd begünstigen Versuche Stressfaktoren zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Negativer Stress ist unter anderem Auslöser für Koliken aber auch für viele weitere Krankheiten und Verhaltensanomalien. Insbesondere für stressgeplagte Pferde gibt es gute Zusatzfuttermittel, die jedoch nur temporär eingesetzt werden sollten. Ziel ist der Abbau der Stressquellen, also die Beseitigung der Ursache.

Welche Sofortmaßnahmen solltest Du bei den Anzeichen einer Kolik ergreifen?

  1. Rufe den Tierarzt / Tierheilpraktiker mit Hinweis auf Notfall / Verdacht auf Kolik
  2. Vermeide die Futter- und Wasseraufnahme des Pferdes
  3. Achte bis zum Eintreffen des Tierarztes / Tierheilpraktikers darauf, ob das Pferd abäpfelt und gib diese wichtige Information an den TA/THP.
  4. Hat Dein Pferd stark geschwitzt, lege eine Abschwitzdecke auf, damit es nicht auskühlt.
  5. Bewege das Pferd. Hole Dein Pferd aus der Box und bewege es vorsichtig. Lass das Pferd sich auch wälzen, wenn es dies denn möchte. Achte dabei darauf dass die Umgebung dafür geeignet ist, so dass das Pferd sich unfallfrei wälzen kann.
  6. Kontrolliere den Kreislauf. Prüfe ob das Zahnfleisch rosig ist. Drücke aufs Zahnfleisch und beobachte, ob die Farbe schnell von weiß wieder in rosa übergeht. Eine so genannte kappiläre Rückfüllungszeit (KRZ), kleiner 2 Sekunden ist okay. Eine gelblich-weiße Verfärbung deutet auf ein Kreislaufproblem hin.
  7. Miss in 10 minütigen Abständen den Puls, Atmung und die Temperatur des Pferdes (PAT). Du sollst ja neben einem Fieberthermometer auch immer ein Stethoskop griffbereit haben. Die Normwerte für ausgewachsene Pferde liegen bei 37,5 – 38,2 Grad Körpertemperatur, 8-16 Atemzüge, bei Wärme bis zu 30 Züge und ein Puls im Bereich von 24-48 Schlägen. Notiere die aufgenommenen Werte und teile diese dem TA/THP mit.
  8. Kontrolliere im gleiche Abstand die Darmgeräusche. Nehmen diese im Verlauf der Kontrollen zu oder ab?
  9. Organisiere ein Fahrzeug mit Hänger, da je nach Schweregrad der Kolik ein Transport in eine Klinik notwendig ist

Wie wird eine Kolik behandelt? – Die Therapie

Der Tierarzt oder der Tierheilpraktiker werden zunächst versuchen die Symptome zu behandeln. Diese hängen (wie auch die Kosten für die Behandlung) von Art der Kolik und deren Schweregrad ab.

Es werden meist krampflösende, entspannende Mittel verabreicht. Typisches Mittel bei der Behandlung durch einem Tierheilpraktiker ist das Verabreichen von Spascupreel (Komplexmittel von Heel). Weiterhin werden ggf. schmerzlindernde Mittel gegeben. Therapiemöglichkeiten für Tierheilpraktiker bei einer Kolik werden in einem separaten Artikel mit dem Fokus auf diese Zielgruppe beleuchtet.

Während diese Maßnahmen bereits bei eine Krampfkolik ausreichend sein können, wird bei einer Verstopfung der Darm ausgeräumt und es erfolgt ein Einlauf mit Öl.

Bei Koliken, die durch Blähungen verursacht werden, also Gaskoliken werden dem Pferd Mittel gegen Blähungen verabreicht. Sollte dies nicht ausreichend sein, so wird in einer Klinik der Darm eröffnet, so dass das Gas austreten kann.

Ein Auspumpen des Magens ist bei eine Magenüberladung notwendig. Dies muss eventuell auch in einer Klinik erfolgen.

Darmverschluss und nicht zu lösenden Darmverschlingungen sind operativ zu beseitigen. Hier ist der Klinikaufenthalt zwingend.

Fazit

Es gibt diverse Ursachen die eine Kolik beim Pferd auslösen. Manche dieser Ursachen kannst Du ganz einfach beseitigen, indem Du die oben genannten Tipps beherzigst. Sollte Dein Pferd eine Kolik haben, beachte die acht oben beschriebenen Sofortmaßnahmen. Du solltest aber immer auch die Ursache abklären und den Tierarzt / Tierheilpraktiker nicht nur Symptom bezogen behandeln lassen. Gute Tierärzte und Tierheilpraktiker erkennst Du genau daran, dass diese eben nicht nur die Symptome behandeln. Erst wenn die Ursache bekannt ist, kannst Du diese auch abstellen und erneute Koliken Deines Pferde vermeiden.

Ich wünsche Dir und Deinem Pferd möglichst viele “unverkrampfte” Momente, bin natürlich auf Kommentare gespannt und freue mich über jede Verlinkung bzw. das Teilen des Artikels, so dass möglichst viele Pferdefreunde über das Thema “Kolik beim Pferd” informiert sind.

 

6 Gedanken zu „Kolik beim Pferd – Ratgeber mit 9 Sofortmaßnahmen und 8 Tipps zur Vorbeugung“

  1. Moin,

    Du warst ja schon auf zwei von meinen Blogs, wo ich auch das Thema bearbeitet habe.
    Wie gesagt habe ich schon häufig Koliken miterlebt, nicht bei den eigenen, aber Kollegenpferden auch tödlich verlaufende. Ich war deshalb sehr überrascht, als ich einen Kundenauftrag hatte, der das Thema Kolikneigung hatte (der Kunde macht Werbung für Werbefutter in seinem Blog), in mein Lehrbuch der Tierärztlichen Hochschule Hannover von Prof. Coenen und Meyer schaute, um zu schauen, ob ich noch was Neues finde, und dort las, eine Kolikneigung gibt es so gut wie nie. Dass so viele Pferde an Kolik sterben, liebt nicht zu 100 %, aber fast zu 100 % an den unterschiedlichsten Haltungs- und Fütterungsfehlern.

    Ich habe deshalb das Thema auch in drei meiner privaten Blogs bearbeitet, unserem Hauptblog … siehe oben … unserem Pferde- und unseren Hufrehe-Blog … mit kurzer Erklärung aus dem Hauptblog verlinkt. .. Weil ich es halt wichtig fand, nochmal darauf hinzuweisen, wie man Pferde eigentlich halten sollte.

    Ansonsten kann ich Dir noch einen Sofortmaßnahmen-Tipp geben, der funktionieren kann, wenn so schnell kein Tierarzt kommen kann.
    Unsere Nixe hatte in einem Pensionsstall von zu kurzer Heulage (auch ein Fütterungsfehler, wenn Hobby-Bauern keine Ahnung haben, wie man die macht) eine Schlundverstopfung … ging mitten in der Nacht los. Unser Tierarzt ging nicht ans Telefon, die Vertretung auch nicht.

    Man braucht dann was Krampflösendes. Meine eine Tochter ist Tierarzthelferin, by the way. Die sagte, ein Glas Schnaps könnte auch helfen, wirkt so ähnlich wie die Spritze in den Hals .. wenn nichts verklemmt ist wohlgemerkt, war aber da nicht der Fall … mein Nachbar hatte noch ne Buddel Bacardi da, also hinein .. es hat geholfen. Seitdem habe ich in meinem Apothekenschrank für Pferde immer kleine Buddeln Underberg .. falls sowas mal sein sollte.

    Klar nur machen, wenn der Tierarzt absolut nicht greifbar ist, ist dann besser als Nichtstun.

    LG
    Renate

  2. Hi Renate,

    ja, finde Deine Blogs/Artikel wirklich gut. Die Verwendung von Kräuterlikör zur Krampflösung kenne ich auch von diversen Ställen. Ich versuche bei meinen Tipps auch immer zu verstehen, wie das Ganze funktioniert. Das Alkohol beim Menschen entspannend wirkt, kennt der eine oder andere aus eigener Erfahrung. 😉 In Verbindung mit den richtigen Kräutern, ist die Wirkung beim Menschen gerade bei fettreichem Essen ja auch bekannt. Ich bin persönlich nur immer sehr vorsichtig, wenn ich Alkohol ins „Tier kippe“…

    LG
    Markus

  3. Hallo Benjamin,

    danke für Deinen Eindruck. Als Horsedentist bist Du ja mit der Ursache des schlechten Gebisses als Auslöser für eine Kolik bestens betraut.

    Viele Grüße
    Markus

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